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100/125. Von der Liegekur zur modernen Rehabilitation

Reise in die Vergangenheit – Blick in die Zukunft

Zum doppelten Jubiläum der Stiftung Zürcher RehaZentren und des RehaZentrums Davos gibt die Stiftung die Publikation «100/125. Von der Liegekur zur modernen Rehabilitation» heraus.

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Entstehung

Das Jahr 2018 gibt der Stiftung Zürcher RehaZentren in mehrfacher Hinsicht Anlass zum Feiern: Vor 125 Jahren wurde der Grundstein für die Stiftung gelegt. Fünf Jahre später erbaute sie ihre erste Klinik auf dem Faltigberg in Wald und vor 100 Jahren erwarb sie die Liegenschaft des heutigen Zürcher RehaZentrums Davos. Das Autorenteam Daniela Bretscher und Elmar Kossel hat in rund zweijähriger Arbeit die Archive der Kliniken in Wald und Davos durchforstet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interviewt und mit Nachkommen von ehemaligen Patienten gesprochen. Sie haben Stiftungs- und Schenkungsurkunden, Geschäftsberichte und Bilanzbücher aus 125 Jahren gesichtet und Architekturzeichnungen von Ernst Jung, Otto Bridler, Rudolf Gaberel, Jacot Schneeberger und anderen durchforstet.

Im Laufe der Nachforschungen kamen zwei Laufmeter Bücher, private Fotoalben, Postkarten und Briefe von und aus den beiden Heilstätten, alte und neue Klinikprospekte, Hausordnungen, Inserate, Zeitungsausschnitte und Sonderdrucke hinzu. In einjähriger gemeinsamer Arbeit haben die Autoren die Geschichte der Stiftung – die auch eine Geschichte der Tuberkulose in der Schweiz ist – und die Geschichte der Klinik in Clavadel geschrieben. Die Grafikerin Nora Vögeli hat aus und mit dem Material ein spannendes und schönes Buch im Format 23 x 29.5 cm kreiert. Auf 200 grosszügig gestalteten Seiten finden sich 120 Bilder, eine Falttafel mit sechs Seiten, ein Fensterfalz mit acht Seiten und an vier Stellen verkürzt einbundene Seiten. Das Buch hat ein im Siebdruckverfahren bedrucktes Hardcover aus Gewebe, ist fadengeheftet und auf Werkdruckpapier gedruckt.

Gala, Paul Éluard, Ernst Ludwig Kirchner und Katia Mann in Clavadel

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Einzelseite aus dem Buch «100/125. Von der Liegekur zur modernen Rehabilitation»

Inhalt

14 kurzweilige, in sich geschlossene und reich bebilderte Kapitel führen rund um die Geschichte der Stiftung und der Klinik in Clavadel durch wegweisende Entscheidungen, stetige Erneuerung, medizinischen Fortschritt, innovatives Bauen und persönliche Schicksale – von ihren Anfängen bis heute.

  • 200 Seiten
  • 14 Kapitel
  • 120 Bilder
  • 19 Briefe
  • 1 Stiftungsurkunde
  • 2 Verträge
  • 1 Chronik der Ereignisse
  • 1 Chronik der Personen
  • 1 Aufruf ans Schweizervolk

Kapitelübersicht

200 Seiten, 120 Bilder – Ein Hardcover mit Gewebeeinband

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Worum gehts?

Seit 1893 im Dienst der Volksgesundheit

Im ausgehenden 19. Jahrhundert stand die öffentliche Gesundheitsversorgung der Schweiz vor Herausforderungen, deren Dramatik uns heute kaum mehr bewusst ist. Die Volksseuche Tuberkulose traf sehr oft junge Menschen und war um 1900 unter allen Krankheiten für die meisten Todesfälle in Europa verantwortlich. 1893 gab die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zürich den Anstoss zur Errichtung einer Heilstätte für Lungenkranke. Drei Jahre später wurde zum Erwerb einer entsprechenden Liegenschaft auf dem Faltigberg in Wald im Zürcher Oberland die Stiftung Zürcherische Heilstätte für Lungenkrankegegründet – die heutige Stiftung Zürcher RehaZentren. 488’000 Franken spendeten Zürcherinnen und Zürcher zwischen 1893 und 1898, damit auf dem Faltigberg eine Heilstätte gebaut werden konnte.

100 Jahre Zürcherische Heilstätte Clavadel

Bereits 1898 nahm die Zürcherische Heilstätte Wald ihren Betrieb auf. Errichtet vom renommierten Architekturbüro Ernst Jung & Otto Bridler aus Winterthur nahm das Volkssanatorium – es war das vierte seiner Art in der ganzen Schweiz – mit seinem neuen und revolutionären Pavillonsystem den Sanatoriums-Idealentwurf des Arztes Karl Turban von 1902 vorweg und war damit seiner Zeit einen wichtigen Schritt voraus. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs mussten Zürcher Tuberkulosekranke lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Die Stiftung beschloss, ins Hochgebirge zu expandieren. 1918 erwarb sie das zum Verkauf stehende Englische Sanatorium in Davos Clavadel, das in Zürcherische Heilstätte Clavadel umbenannt wurde. Mit der Kombination aus Heliotherapie und Liegekur in Verbindung mit chirurgischen Massnahmen waren die Zürcherischen Heilstätten in den 1930er Jahren Vorreiter in der Tuberkulosebekämpfung.

Berühmtheiten zur Liegekur im Hochgebirge

Die spätere Frau Dalìs, Gala, und der französische Dichter Eugène Émile Paul Grindel haben sich Anfang 1913 im Kurhaus Clavadel kennen- und liebengelernt. Gala und er schrieben sich in der Liegekur Zettel, die dem Poeten als Inspiration dienten. Durch die Liebe und Zusammenarbeit der beiden wurde aus Eugène Émile Paul Grindel in der Zeit in Clavadel Paul Éluard, wie der berühmte Dichter sich ab 1914 nannte. Sie heirateten 1917 in Paris und bekamen ein Jahr später eine Tochter, die sie Cécile nannten. Der Maler, Grafiker und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner, der ab 1917 Davos weilte, um sich von seiner Morphiumsucht heilen zu lassen, lernte die Nackttänzerin Nina Hard kennen und lud sie in sein Atelier nach Davos ein. Gemeinsam veranstalten sie einen Tanzabend in der Heilstätte Clavadel. Der Maler entwarf dafür die Kulissen, das Plakat und einen Bühnenvorhang, den die Heilstätte noch bis in die 1950er Jahre nutzte und der heute im Besitz des Kirchner Museums in Davos ist.

«Lungenzuchthaus» und Ort der Hoffnung

Katia Mann war von Januar bis April 1924 zur Kur in der Heilstätte Clavadel, die sie als «Lungenzuchthaus» bezeichnete, in dem «Lungensträflinge» hausten. Sie hat ihrem Mann Thomas Mann Briefe geschrieben, in denen sie Kurgäste mit spitzer Feder genau beschrieb. Diese Figuren haben Thomas Manns Roman Der Zauberberg nicht nur inspiriert, sondern finden sich teilweise fast 1:1 wieder. Briefe ganz anderer Art schrieben die Geschwister Hans, Emma und Gertrud Fröhlich zwischen1928 und 1935 aus und nach Clavadel. Alle drei waren an Tuberkulose erkrankt und vertrieben sich die Zeit mit Handarbeiten, Briefeschreiben und Fotografieren. Hans Fröhlich verbrachte zwei Jahre am Stück in Clavadel, Emma und Gertrud Fröhlich waren beide zu mehreren Kuren dort. Sie schrieben sich und ihrem Bruder Jakob Fröhlich viele Briefe, die Einblick geben in den Alltag des Heilstätten-Betriebs, in die damaligen Heilmethoden und in das Leben einer von Tuberkulose betroffenen Zürcher Familie.

Die Stiftung schreibt Architekturgeschichte

Ein Meisterwerk entstand 1932 mit dem Bau der chirurgischen Klinik in Clavadel, den der Architekt Rudolf Gaberel als gelungene Synthese aus Neuem Bauen, alpinem Standort und den Hygieneanforderungen der Zeit realisierte. Der neuartige Terrassentyp, den er hier entwickelte, wurde zum Architektursymbol im Kampf gegen die Tuberkulose. Gemeinsam mit dem damaligen Chefarzt Fritz Arnold Haeberlin entwickelte Rudolf Gaberel die ganze Einrichtung der Krankenzimmer, zu der auch das Haeberlin-Bett gehörte, das deutlich höher und schmaler war als damals übliche Betten und damit allen die Arbeit erleichterte. Rudolf Gaberels chirurgische Klinik fand bereits während der Bauzeit europaweite Beachtung und wurde in allen wichtigen Architekturzeitschriften und Überblickswerken zur Schweizer Architektur des 20. Jahrhunderts besprochen. Das Baudenkmal zählt zu den bedeutendsten Sanatoriumsbauten der Schweiz und ist bis heute regelmässig Ziel von Architektur-Exkursionen.

Heilstätten werden zu RehaZentren

Der grosse Wandel erfolgte in den späten 1940er Jahren mit der Entdeckung von wirksamen Antibiotika. Durch diesen medizinischen Fortschritt konnte die ehemalige Volksseuche Tuberkulose zumindest in Mitteleuropa weitgehend überwunden werden. Diese Entwicklung führte zur Schliessung zahlreicher anderer Höhenkliniken. 1946 bis 1951 wurde die Klink in Wald umfangreich saniert und von 1956 bis 1958 folgte die Klinik in Clavadel. 1961 beziehungsweise 1967 wurden sie in Mehrzweckkliniken umgewandelt und 1988 als Spezialkliniken ausdifferenziert. 2007 folgte das erste ambulante Angebot (ZAR) im Lengg-Quartier in der Stadt Zürich und sieben Jahre später wurde im gleichen Quartier die Klinik Lengg eröffnet. Im gleichen Jahr fiel der Entschluss zur Gesamterneuerung und Weiterentwicklung der Klinik in Wald. Das nächste Projekt ist die Schaffung des Zürcher RehaZentrums Uster auf dem Areal des Spitals Uster.

Medizinischer Fortschritt, innovatives Bauen und persönliche Schicksale

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Autoren

Die Autoren Daniela Bretscher + Elmar Kossel

Daniela Bretscher

hat ihre Ausbildung zur Journalistin an der Schule für angewandte Linguistik (SAL) in Zürich gemacht. Von 1995 bis 2001 hat sie an der Humboldt-Universität in Berlin Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft studiert und war anschliessend Marketingleiterin am Schauspielhaus Zürich. Seit 2003 arbeitet sie als Autorin und PR-Beraterin in der gemeinsam mit Christian Bretscher gegründeten und geführten Agentur Bretscher + Partner.

Elmar Kossel

ist Architektur- und Kunsthistoriker. Er hat an der Humboldt-Universität in Berlin zum Thema Hermann Henselmann und die Modernerezeption in der Architektur der DDR promoviert. Von 2009 und 2012 war er Postdoc-Stipendiat und Assistent am deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz / Max-Planck-Institut. Seit 2014 pendelt er zwischen Florenz und Innsbruck, wo er an der Leopold-Franzens-Universität tätig ist. Seine Forschungsfelder umfassen hauptsächlich Fragen zur Architektur des 20. Jahrhunderts in Italien und Deutschland.

Gestaltung + Web

Gestaltung Nora Vögeli + Web Benjamin Ogg

Nora Vögeli

arbeitet seit fünf Jahren als selbstständige Grafikerin im eigenen Atelier in Zürich. Sie konzipiert und gestaltet Bücher, Kataloge, Erscheinungsbilder und vieles mehr. Nach dem gestalterischen Vorkurs an der ZHdK und einer Lehre als Grafikerin im Atelier Varga vertiefte sie das grafische Handwerk in renommierten Agenturen wie Jung von Matt/Limmat und Ateliers. Von 2010 bis 2013 leitete sie die Designabteilung von Rufener, einer international tätigen Eventagentur. Mit viel Gespühr für Gesamtzusammenhänge und Detailgestaltung werden ihre Designs zu Erlebnissen, die bleiben.

Benjamin Ogg

ist digitaler Designer und Web-Entwickler. Der ausgebildete Multimedia-Produzent plant, gestaltet und codiert Websites. Nach seiner Ausbildung am SAE Institute Zurich gestaltete er mehrere Jahre das Layout der Sonntagszeitungen von Ringier und Tamedia mit. Seit zehn Jahren arbeitet er selbständig unter 099 design+development im eigenen Werkhof-Atelier in der Binz Zürich.

Rudolf Gaberel - Pionier des Neuen Bauens in Davos

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